Tagebuch eines Wahnsinnigen

von Nikolai Gogol

Inhalt

„Aksenti Iwanow Propristschin ist Mitarbeiter in einem Ministerium. Er ist der, den alle übersehen, einer der sich krumm macht und wund läuft, ohne dass es jemanden schert. Er funktioniert wie ein Bleistiftanspitzer. Jeden Tag vor akkuratem Arbeitsantritt liest er die sonderbaren Sprüche, die ihm sein Abrisskalender in der Mietwohnung anzeigt. Neue Spuren tun sich auf. Sein Selbsthass beginnt sich zu relativieren. Er bemerkt Blicke der Tochter des Regierungsbeamten, er vernimmt Stimmen, die aus Hundemäulern kommen und ihm Perspektiven verheißen. Er schält sich wie eine Made aus seinem Kokon und beginnt zu flattern; in die lichte Welt, in den Ruhm, hinein in die vermauerten Wände einer Anstalt. Erst hier, im Grauen der geschlossenen Psychiatrie wird er ausleben was er insgeheim immer war: der König von Spanien. Die einsamen, schmerzhaft komischen Bekenntnisse dieser Beamtenseele sind seit Gogol von bleibender satirischer Schärfe.“ (henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH)

Arbeit gibt unserem Leben einen Sinn – so sagt man. Aksenti Iwanow Propristschin bringt seine Arbeitssituation an die Grenzen der Leistungsfähigkeit. Heute haben wir den Begriff „Burnout“ dafür erfunden – den gab es zu Zeiten Gogols noch nicht, der das „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ 1835 schrieb. Die Symptome allerdings scheinen zeitlos zu sein. Und vielen von uns geht es wie ihm.

Eintritt: 19,00 €
Inkl. Imbiss

Termine

Hintergrund

„Alle halten mich für ein Rätsel“, schrieb Nikolai Gogol über sich selbst – mit 18 Jahren! Er litt unter Skrofulose. Seine Haut wirkte arg mitgenommen, er war kleinwüchsig und krumm gewachsen, seine Nase war lang und spitz. Zudem wirkte er auf die Menschen mürrisch und düster, war aber äußerst klug und stets hochkonzentriert.

Während seiner Kindheit und Jugend verlor er seinen Bruder und seinen Vater, die innerhalb von nur sechs Jahren starben.

Gogol kam am 1. April 1809 zu Welt. Er hatte vier Geschwister.

Sein beruflicher Werdegang war zunächst von Erfolglosigkeit geprägt. Er scheiterte beispielsweise daran, Schauspieler werden zu wollen.

Nach einer Zeit im Staatsdienst wechselte er als Geschichtslehrer an eine Privatschule für Mädchen.

Während seiner gesamten Zeit der beruflichen Orientierung begleiteten ihn literarische Versuche. Entscheidend für seinen schriftstellerischen Erfolg wurde die Begegnung mit dem Dichter Puschkin, den er 1831 in St. Petersburg kennenlernte. Puschkin wies ihm nicht nur den Weg in die russische Literatur, sondern vermittelte ihm des Öfteren Arbeit als Privatlehrer und Universitätsprofessor.

Mehrfach karikierte er in seinen Werken das Beamtentum. So wie auch im „Revisor“ und in seiner Erzählung „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“. Er bereiste mehrere europäische Länder und geriet mehr und mehr in eine künstlerischen Schaffenskrise. Am Ende erkrankte er an einer schweren Schizophrenie und entschloss sich dazu, eine Wallfahrt nach Palästina zu unternehmen, auf der er einen fanatischen Priester kennenlernte, der seine Werke als verderbt bewertete.

Die Psychose trieb ihn in ein radikal religiöses Fasten. Gogol starb an den Folgen im Alter von nur 42 Jahren.

Empfohlene Literatur

Sieghard Neckel, Greta Wagner (Hrsg.): Leistung und Erschöpfung. Burnout in der Wettbewerbsgesellschaft. Berlin 2013
Rolf-Dietrich Keil: Nikolai W. Gogol. Mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Reinbek bei Hamburg 1998
Andreas Larsson: Gogol und das Problem der menschlichen Identität. Die „Petersburger Erzählungen“ und der „Revisor“ als Beispiele für ein grundlegendes Thema in den Werken von N. V. Gogol. München 1992